Sammlung Haupt im (Aus)Tausch: Edition von Jochen Schmith

20 Jan 2023

Die Edition »Will You Go, Will You Give, Will You Bid – Say – Here – Down« (2022) ist zu einer Performance anlässlich der Edwin-Scharff-Preisverleihung entstanden. Teil der Preisverleihung war die Versteigerung der Biografie von Jochen Schmith (Carola Wagenplast und Peter Steckroth). Die Performance wurde im Stil einer ›Cattle Auction‹ abgehalten, einem schnellen Sprechgesang, der sich aus kurzen wiederholenden Phrasen speist und sich in einen Singsang aufzulösen scheint.
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Die Schrift des Ausstellungsverzeichnisses von Jochen Schmith bildet die Grundlage für das Motiv der Edition: jubelnde Broker an der Wall Street, als der Dow Jones Index nach der Immobilienkrise am 15. Oktober 2009 erstmals wieder die 10.000er Marke überschritten hat.

Zum zehnjährigen Jubiläum der Osloer Galerie VI, VII hat Jochen Schmith die Edition zum Tausch gegen einen frei zu wählenden Gegenstand angeboten.

»Was passiert, wenn in einem Verkaufsraum die Entkopplung von Verkauf und monetärem System stattfindet?
Bei diesem Tausch hat uns u. a. der gedankliche Prozess interessiert, der im Gegenüber ausgelöst wird: die Frage nach dem Wert einer künstlerischen Arbeit und der eigenen persönlichen Wertschätzung. Was bin ich bereit zu geben? Wie möchte ich sichtbar werden?«

Die akquirierten Objekte – darunter der sammlungsseitig in den Tauschhandel gebrachte 2023er Kalender »KUNST UND GELD – Werke aus der Sammlung Haupt«, herausgegeben von der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg und der MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft, Stuttgart – wurden im Ausstellungsraum der Galerie während der Ausstellungsdauer von »X YEARS« (25.11.2022 – 13.1.2023) auf einem Sockel präsentiert.

 

Das Künstlerkollektiv Jochen Schmith wurde 2000 von Carola Wagenplast, Peter Hoppe und Peter Steckroth gegründet und arbeitet seit 2015 in der Besetzung Wagenplast und Steckroth.

Schon während des Studiums war das Kollektiv in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen vertreten, u. a. in der Kunsthalle Baden-Baden (2001) oder als Teilnehmer der Baltic Triennal of International Art Vilnius, Litauen (2005). Es folgten Ausstellungen u. a. in Hong Kong (Para/Site, 2006), im Kunstverein Hamburg (Auftakt, 2008), in Irland (Biennale Ireland, 2009) und im Kunstverein Braunschweig Haus Salve Hospes (Certain Arrangements, 2010).

In den Jahren 2011/12 hatte Jochen Schmith eine Gastprofessur im Fachbereich Zeitbezogene Medien an der HFBK Hamburg inne. Von 2018 bis 2020 vertrat das Kollektiv Peter Piller an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.

»Ihre künstlerische Praxis steht im Zeichen von Institutions- und Luxuskritik – regelmäßig hinterfragen sie in ihren konzeptuellen Arbeiten die Rolle des Künstlers und des Betriebssystems ›Kunst‹.« (Drawing Room Hamburg)

In den vergangenen Jahren waren Arbeiten des Kollektivs u. a. in Oslo (Galerie VI, VII 2019), Bochum (RUB 2018), Brüssel (Independent Régence 2017) und London (FRIEZE Focus Section 2016) zu sehen.

Das Kollektiv erhielt 2017 den renommierten Lichtwark Förderpreis der Stadt Hamburg und 2009 das kunstzeitraum Stipendium der Freunde der Pinakothek München / Südhausbau. Im Jahr 2011 hatte Jochen Schmith die Möglichkeit im Rahmen des WIELS residency Programms ein Jahr in Brüssel zu leben und zu arbeiten.