Neu in der Sammlung: »M0M – MY 0WN MONEY« von Achim Schnurrer und Armin Stingl


In den Bereich einer besonderen Schnittstelle innerhalb des Spannungsgefüges von Kunst und Geld gehört die neu in den Sammlungsbestand aufgenommene Kollektion einer Künstlerwährung, für die deren Initiator Achim Schnurrer – im Hauptberuf Journalist, Comic- und Romanautor – die sinnfällige und zugleich ironische Bezeichnung ›mein eigenes Geld‹ gefunden hat.
Mit Arbeiten u. a. von Stephen Barnwell (United States Of Islam $), JSG Boggs (Boggsmark), Dadara (Like, Love, Zero), Nikolaus Eberstaller (Honey Money), Helmut King (Kretzer), Jonny Star (SUPERUSCHIS), Liang Zhipeng (REFO) oder der PAYOLA-Eigenwährung der Gruppe United Transnational Republics kann die Sammlung Haupt auf einen interessanten Querschnitt von Künstlergeld-Kreationen verweisen.
Von Künstler:innen gestaltete fiktive Banknoten nehmen in Format, Bezeichnung, Nennwert und Seriennummern sowie bildlicher Darstellung – wie Gebäuden und Personen – Bezug auf reale Zahlungsmittel. Doch steht die kritische Auseinandersetzung mit sozialen und wirtschaftlichen Zuständen, die durch die Finanzsysteme mit geprägt oder sogar dominiert sind, im Fokus der künstlerischen Arbeit.

Einen speziellen Aspekt gewinnt das Ganze hinzu, wenn es sich um Künstlernotgeld handelt, die Werke also unmittelbar auf die Absicherung der wirtschaftlichen Existenz von Künstler:innen und/oder sie vertretender Vereine, Galerien und Kunstvermittlern fokussiert sind. Ein frühes Beispiel solcher Bestrebung stellt das Notgeld des Hamburger Kunstvereins aus dem Jahr 1975 dar – mit einem großformatigen Druckbogen ebenfalls in der Sammlung dokumentiert. Zur Rettung des in finanzielle Notlage geratenen Hamburger Kunstverein gestalteten 13 Künstlerinnen und Künstler, unter ihnen Claus Böhmler, Franz Erhard Walther, Gotthard Graubner, Ulrich Rückriem, Wolfgang Schröder, individuelle 10-Mark-›Scheine‹, die als druckgrafische Blätter zum Nominalwert veräußert wurden.

Die M0M-Währung, in Zusammenarbeit mit dem Grafik-Designer Armin Stingl in Werten von 1, 5, 10, 20, 50 und 100 umgesetzt und einseitig als Fineart-C-Prints auf Rössler-Edelleinen gedruckt, gehört in einen vergleichbaren, wenn auch globalen Kontext: den der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Krise von Kunst und Kultur.
Gestalterisch an die D-Mark-Banknoten erinnernd findet sich auf allen Scheinen als gleichbleibendes Element das Porträt der Mutter von Achim Schnurrer – nach einer 1949 entstandenen Bleistiftzeichnung von der Hand seine Vaters. Ein Detail, das auf den ersten Blick nicht auffällt, quasi aber eine Schlüsselbedeutung hat, ist das mit Null [0] typographierte große O im M0M und 0WN.

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Nachtrag:

KünstlerNotgeld ist coming home – finale Wechselstube zum Abschluss der Aktion/Ausstellung in den Schaufensterkästen der Geschäftsstelle der VHS Coburg

25. Oktober – 25. November 2921

VHS Coburg, Löwenstraße 15, 96450 Coburg
Wechselstube Mo – Do 8 – 13 Uhr und 13:30  – 17:30 Uhr, Fr 8 – 13 Uhr

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