Neu in der Sammlung: »Two Dollar Jefferson« (1976) von Andy Warhol


Die Neuerwerbung aus der Hand des bedeutendsten
Künstlers der amerikanischen Popart Andy Warhol (1928 – 1987) gehört zu jenen
Arbeiten im Bestand der Geldkunst-Sammlung Haupt, für die Original-Banknoten den
Ausgangspunkt bilden: Künstlerinnen und Künstler haben diese übermalt,
beschriftet, zerschnitten (und in Collagen wieder zusammengesetzt) oder
gefaltet. Im Ergebnis dieser künstlerischen Aneignung sind Unikate und serielle
Blätter in kleiner Auflage entstanden, die das Ausgangsmaterial auf
spielerische, humorige und auch kritische Weise verfremden.

So stellte Joseph Beuys 1979 einen Vergleich der
Währungen beider deutscher Staaten her, indem er eine 20-DM-Banknote mit der
Aufschrift »Kunst = Kapital« und das Pendant der DDR-Mark mit dem Begriff
»Falschgeld« versah: ›Kunst und Geld‹ reduziert auf die unmittelbare
Begrifflichkeit, physisch realisiert durch die Verwendung der Banknoten selbst.
Durch die Signatur des Künstlers wurden die Geldscheine zu Kunstwerken
umkodiert.

Dem letztgenannten Aspekt vergleichbar ist die Arbeit
von Andy Warhol. Der Berliner Kunsthistoriker und Kurator Hubertus Butin hat
sie sich genauer angeschaut:

Im
Frühjahr 1962 produzierte Andy Warhol in New York neben einigen
Graphitstiftzeichnungen und Siebdrucken auf Papier auch 44 Siebdrucke auf
Leinwand mit den Motiven von einzelnen oder mehreren rasterförmig aneinandergereihten
US-Dollarscheinen. Jene Werke entsprechen ganz dem Geist der Pop Art der 1960er-Jahre
sowohl aufgrund der Aneignung der Geldscheine als vorgefundene, banale,
industriell produzierte Motive und ihrer Transformierung in künstlerische
Bilder als auch durch die von Warhol praktizierte serielle Wiederholung des
motivisch Immergleichen und aufgrund der Verneinung jeglichen subjektiven
Ausdruckswerts und jeder Symbolik. Im April 1976 griff der Künstler das Motiv
wieder auf, allerdings auf eine sehr viel direktere Weise: Er nahm eine echte
Zwei-Dollar-Banknote mit dem Porträt des amerikanischen Präsidenten Thomas
Jefferson, signierte sie mit einem schwarzen Filzstift auf der Vorderseite,
collagierte sie mit einer 13-Cent-Briefmarke und ließ diese von der Post
abstempeln. Zusätzlich platzierte er auf der Rückseite des Geldscheins seinen
Namen mit einem Gummistempel, wie er ihn seit 1966 oftmals auch für seine
Druckgrafiken verwendete. Die Banknote wurde von Warhol also nicht mehr wie in
den frühen 1960er-Jahren druckgrafisch auf Papier oder Leinwand reproduziert,
sondern als Ready-made im Sinne eines bereits existierenden, industriellen
Produkts unmittelbar zum Einsatz gebracht. Sowohl durch die handschriftliche
Signatur als auch durch die namentliche Stempelung wird der Geldschein im
Kunstkontext nobilitiert und erscheint nun selbst als Kunstwerk. Warhol lässt
uns auf affirmative Weise die Zwei-Dollar-Note als Bild bewusst werden, zumal
man deren druckgrafische Gestaltung normalerweise kaum im Detail betrachtet,
und macht sie somit zum Gegenstand der Reflexion. Ein Nebeneffekt ist, dass der
Schein durch Warhols Bearbeitung wesentlich wertvoller geworden ist als er in
seiner Funktion als Wertzeichen angibt.


Kurzbiografie

Andy Warhol (6.8.1928 Pittsburgh, Pennsylvania – 22.2.1987
Manhattan, New York City), eigentlich Andrew Warhola, war ein amerikanischer
Künstler, Filmemacher und Verleger sowie Mitbegründer und bedeutendster
Vertreter der amerikanischen Pop Art. Seine Karriere begann bereits in den
1950er Jahren als Grafiker und Illustrator für Mode-, Hochglanz- und
Lifestylemagazine und entwickelte sich schnell. Er hinterließ ein umfangreiches
Gesamtwerk, das von einfachen Werbegrafiken bis zu Gemälden, Objekten, Filmen
und Büchern reicht. Zudem war er auch als Musikproduzent tätig.



Wie seine Zeitgenossen Roy Lichtenstein, Jasper Johns,
James Rosenquist und Robert Rauschenberg war Warhol stark von den Massenmedien
der 1960er Jahre beeinflusst. Die Siebdrucke von Berühmtheiten wie Marilyn
Monroe oder Elizabeth Taylor und von Konsumobjekten wie der Campbell-Suppendose
machten ihn zu einem der bekanntesten Künstler seiner Generation. Er verfolgte
zunächst eine Karriere als Werbegrafiker und Illustrator bevor er sich der
Kunst zuwandte. Warhol hatte ein feines Gespür für den Personenkult seiner Zeit
und nutzte häufig Filmstars und Musiker als Motive für Drucke oder als
Darsteller für Filme. »In Zukunft wird jeder 15 Minuten weltberühmt sein«,
lautet sein bekanntes Zitat. Der überaus produktive Künstler arbeitete in den
1960er, 1970er und 1980er Jahren mit verschiedenen Gattungen, darunter Malerei,
Bildhauerei und Medienkunst. In den 1980er Jahren kollaborierte Warhol mit den
Künstlern Jean-Michel Basquiat, Francesco Clemente und Keith Haring.



Warhol starb am 22. Februar 1987 im Alter von 58
Jahren in New York an den Folgen einer Gallenblasen-Operation. Sein gesamter
Nachlass ging in der neugegründeten Andy Warhol Foundation auf. Ein Museum, das
sich dem Künstler und seinem Werk widmet, wurde 1994 in seiner Heimatstadt
Pittsburgh eröffnet.

zitiert nach Wikipedia [D] und artnet




weitere Informationen:

Eintrag Wikipedia



Eintrag Encyclopædia Britannica

The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts


Abbildung:
Andy Warhol – Two Dollar Jefferson (1976), Original-Banknote (2 $), mit aufgeklebter Briefmarke, Poststempel, 6,7 × 15,7 cm,
© 2020 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. / Licensed by Artists Rights Society (ARS), New York, Repro: Hermann Büchner

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