Ausgabe 01.24
August Walla: 10 Schilling
von Hermann Büchner, Berlin
Mit der kleinformatigen Zeichnung von August Walla (1936 – 2001) ist einer der bedeutendsten Vertreter der Art brut im Bestand der Sammlung Haupt vertreten. Der vom französischen Maler Jean Dubuffet aus seiner Erfahrung als vormaliger Weinhändler geprägte Begriff subsumiert die von Kunstbusiness, Moden, Schulen und anderen kulturellen Strömungen nicht beeinflusste Kunst. In der Übersetzung etwa ‚unverfälschte Kunst’ bedeutend, wird zugleich eine über diesen Kontext hinausweisende Urwüchsigkeit und Direktheit definiert.
Die Kollektion von sechs Euro-Banknoten aus dem Kontext einer Performance des in Weimar lebenden Künstlers Benedikt Braun gehört formal betrachtet zur Gruppe von Werken im Sammlungsbestand, die den künstlerischen Umgang mit Echtgeld zum Ausgangspunkt haben, wie etwa die Überzeichnungen von Horst Hussel, Beuys provokant beschriftete DM, Mark der DDR und Lire oder die zu Scherenschnitten umgeformten Inti-Banknoten von Karen Michelsen Castañón.
In der Beilage »Rote Seiten« der Ausgabe 06.23 des Magazins »Stiftung&Sponsoring« geht es um die Sammlung »Dreißig Silberlinge«, die Kunst, das Sammeln, das Geld …
mit Beiträgen von Christina Bach, Herbert Genzmer, Pete Jones, Sven Kalden, Sebastian Siechold, Martin Stather, Philipp Valenta; Stimmen zur Sammlung, visuell gefasst von Christin Lahr, und einer Einleitung Hermann Büchner und Stefan Haupt
Ausgabe 06.23
BEWEGUNG NURR: Kleine Preise (2004/2005)
von Hermann Büchner, Berlin
Im Bestand der Sammlung Haupt ›tummeln‹ sich drei der in Blei gegossenen »Kleinen Preise«, mit denen sich das Berlin bzw. Dresdner Künstlerkollektiv BEWEGUNG NURR 2004/2005 mit dem alltäglich erlebbaren Auf und Ab von Konsumtion und Preisdumping auseinandersetzte – ein Thema, das heute vor dem Hintergrund merklicher Preissteigerung in allen Lebensbereichen aktueller denn je erscheint.
Seit kurzem befindet sich der 4-teilige Zyklus von Mehrfarb-Lithografien des Berliner Künstlers Reiner Schwarz, entstanden zu Beginn der 1980er Jahre, vollständig im Bestand der Sammlung. Eigentlich würde es die Werkgruppe der subtilen Interpretationen zum Thema »Geld« gar nicht geben, denn die den Künstler seinerzeit beauftragenden Direktoren der Bank für Gemeinwirtschaft mochten nicht, was er ihnen an Entwürfen vorlegte, und zogen sich aus dem Auftrag zurück. Schwarz sicherte sich das Recht, die Blätter zu vollenden. Nach anfänglicher Pause setzte er die Arbeit fort, experimentierte mit Druckfarben und Bildelementen. So gibt es diverse Farbvarianten, Zustandsdrucke der Motive – zwei davon in höherer Auflage für eine Mappe mit Originalgrafiken des Leipziger Verlagshauses Philipp Reclam.
Für die Sammlung Haupt hatte Hermann Büchner die Gelegenheit, im Gespräch mit dem Künstler Aspekte der außergewöhnlichen Entstehungsgeschichte zu hinterfragen.
Die Installation basiert auf einer gleichnamigen Arbeit, die mit dem Untertitel »Das Leben ist bunt« auf Einladung der Klassik Stiftung Weimar für das Blog zur Ausstellung »Winckelmann. Moderne Antike« entwickelt wurde.
Verband Deutscher Bürgschaftsbanken
Schützenstraße 6a, 10117 Berlin
kuratiert von Josephine Taraschkewitz
Anlässlich der Berlin Art Week wird die Ausstellung der Werke aus der Sammlung Haupt im Verband der Deutschen Bürgschaftsbanken für ein Jahr neu kuratiert. Die Werke der Sammlung Haupt treten dieses Jahr in Dialog mit Werken der aufstrebenden Künstlerin Anna Ley.
Zuweilen
hat man es bei den monetären Eigenkreationen mit einer humorig-hintersinnigen
oder eher augenzwinkernden Sicht auf Währungsphänomene zu tun, wie
beispielsweise beim »Kretzer« von Helmut King (vorgestellt in S&S 02/2019),
Jonny Stars »SUPERUSCHIS« (S&S 05/2022) oder dem ebenfalls im
Sammlungsbestand befindlichen »Marzahner Regionalgeld« von Hans Hs Winkler.
Demgegenüber hat Nikolaus Eberstaller mit seinen HONEY MONEY-Banknoten (S&S
03/2018) sozial intendierte und deutlich gesellschaftskritische Aspekte wie
Kriege und Umweltschädigungen aufgegriffen.
Eine Arbeit
aus der Werkgruppe »Herbarium« von Philipp Valenta bereichert seit kurzem den
Bestand der Sammlung Haupt, in der sich schon mehrere Werke des in
Gelsenkirchen lebenden Künstlers befinden. Er nähert sich dem Thema Geld in
druckgrafischen Arbeiten und Collagen, mit Objekten sowie in Form von Aktionen und
Performances:
»Ich beschäftige mich
in meinem künstlerischen Werk mit Verhältnismäßigkeiten und Wertschöpfungsprozessen.
Definitionen von Luxus, Exklusivität und edlen Gütern sowie ihre Hinterfragung
sind Ankerpunkte meiner Arbeit.«
Die beiden Mehrfarb-Holzschnitte von Hans Ticha verkörpern sowohl in technischer als auch gestalterisch-inhaltlicher Hinsicht exklusive Beispiele der künstlerischen Beschäftigung mit dem Thema Geld. Ticha übersetzt per Bedeutungsperspektive Insignien des bundesdeutschen Währungssystems in flächig abstrahierte Druckgrafik, die den Betrachter zum Schmunzeln und Nachdenken anregt.
Eine neue Arbeit aus der Werkgruppe »Herbarium« von Philipp Valenta bereichert seit kurzem den
Bestand der Sammlung Haupt, in der sich schon mehrere Werke des in
Gelsenkirchen lebenden Künstlers befinden. Er nähert sich in
druckgrafischen Arbeiten und Collagen, mit Objekten sowie in Form von Aktionen
und Performances dem Thema Geld.
Die Arbeit »Ohne Titel« von Elmar Hess ist ein
Tableau aus zwei Bildern. Entstanden 2013, thematisiert es in Verbindung mit der
Sammlungsthematik Geld ein dunkles
Kapitel deutscher Geschichte anhand des Schicksals der deutschen Widerstandskämpferin
Sophie Scholl.
Die Arbeit besteht einerseits aus einem Porträt der jungen Frau, die aufgrund ihrer Beteiligung an der Widerstandsbewegung »Weiße Rose« und Opposition gegen die Nationalsozialisten in München am 22. Februar 1943 zum Tode verurteilt wurde. Zum anderen zeigt die Arbeit die in Folge des vollstreckten Urteils an die Angehörigen der Verurteilten gesandte Kostenrechung für die Haft und Hinrichtung.
Die im Auftrag der niederländischen Kunst Reserve Bank geschaffene Medaille entstand im Jahre 2012 als eine der ersten (nämlich als neunte von insgesamt 53) Editionen, die das im gleichen Jahr gegründete Künstlergeld-Bankhaus in jeweils 100er Auflage emittierte und gegen reale Währungen zum Kauf offerierte.
Der 1956 in Bonn geborene, in New York und Berlin
lebende Künstler ist vor allem durch komplexe Raum-Installationen und
Auftragswerke im öffentlichen Raum bekannt geworden sowie durch eine Vielzahl
von Ausstellungen in aller Welt. Immer wenn er seine Kreationen dem Publikum
zur Ansicht bringt, handelt es sich um weit mehr als etwa die Präsentation
vorher im Atelier entstandener Werke.
Vor fast exakt 50 Jahren, am 15. August 1971, hob
US-Präsident Richard Nixon die Goldbindung des Dollars auf, wodurch der
Grundstein für das heutige Wirtschaftssystem mit seinen frei konfigurierbaren
und eben auch völlig irrationalen Wechselkursen gelegt wurde. Faktisch bedeute
dies den Verlust des Dollars als Leitwährung unter dem Aspekt der Stabilität.
WP Eberhard Eggers stellte dem Dilemma die
bildgewordene Demontage einer der Galionsfiguren dieser nun endenden Tradition
entgegen.
Im Mittelpunkt der aktuellen
Neuvorstellung von Werken aus der Geldkunst-Sammlung Haupt stehen Motive der
21teilgen Serie »Numismatics« des australischen Künstlers Joachim Froese.
Froese wurde 1963 in Montreal geboren. Er wuchs in Deutschland auf und wanderte 1991 nach Australien aus, lebt und arbeitet als Künstler in Brisbane und Berlin. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Australien, Europa, Asien und Nordamerika gewürdigt. Er ist in diversen öffentlichen Sammlungen vertreten, u. a. der National Gallery of Australia und der National Portrait Gallery of Australia. Froese begleitet seit 2000 regelmäßig Lehraufträge und hält Gastvorlesungen an Universitäten und Fotoschulen in Australien und Europa und promovierte 2017 an der RMIT University Melbourne im Fachbereich Bildende Kunst.