Neu in der Sammlung: REFO von Liang Zhipeng


Zur Werkgruppe des Künstlergeldes gehört eine Neuerwerbung, die von dem in Deutschland lebenden chinesischen Künstler Liang Zhipeng stammt.
Der Künstler hat für seine fiktiven Banknoten fotografische Motive aus dem Kontext des Flüchtlingsdramas adaptiert und damit der Eigenwährung REFO die Beschau-lichkeit des EURO-Vorbilds genommen, dieses zugleich konterkarierend.

Detailabbildungen der Scheine hier

Zuweilen hat man es bei den monetären Eigenkreationen mit einer humorig-hintersinnigen oder eher augenzwinkernden Sicht auf Währungsphänomene zu tun, wie beispielsweise beim »Kretzer« von Helmut King, Jonny Stars »SUPERUSCHIS« oder dem jüngst in den Bestand genommenen »Marzahner Regionalgeld« von Hans Hs Winkler. Demgegenüber hat Nikolaus Eberstaller mit seinen HONEY MONEY-Banknoten sozial intendierte und deutlich gesellschaftskritische Aspekte wie Kriege und Umweltschädigungen aufgegriffen.


Einen Schritt weiter geht Liang Zhipeng mit seiner REFO-Serie, indem er das hochaktuelle und zugleich heikle Thema der Flüchtlingsbewegung klar prononciert in seiner globalen Dimension zuspitzt und polemisierend auf den Punkt bringt: Flüchtlinge als Handelsware in den politischen Rangeleien von Länderregierungen. Somit räumt ihnen der Künstler den Platz der Dargestellten auf den Scheinen ein.


Die Arbeit wurde erstmals 2017 in einer Ausstellung in der UdK Berlin (an der der Künstler studierte) und zu Beginn diesen Jahres anlässlich des Transmediale/ CTM-Vorspiel-Festivals gezeigt: Liang Zhipeng stellte die Scheine zur Eröffnung des lifeSpan-Projekts im Berliner Kunsthaus KuLe vor und bot seine neue politische Währung im Rahmen einer Performance im Verhältnis 1:1 zum Tausch bzw. Kauf gegen den jeweiligen Nominalwert in € an.

Zur konzeptionellen Umschreibung hieß es:

 

In der Geschichte der Kriege bekämpfen sich Helden und Supermächte im Namen verschiedener Dinge. Aber Kriegsflüchtlinge können nach dem Triumph selten zusammen ein Glas Wein trinken, zumeist leiden sie nur. In den letzten Jahren haben viele Regierungen den neuen Wert von Flüchtlingen herausgefunden: politischen Einfluss. Die Art und Weise, wie sie Flüchtlinge mit politischem Nutzen tauschen, macht Flüchtling zur nützlichsten und mächtigsten Währung der letzten Jahre. Was können Sie bezahlen, wenn es nicht um Geld geht?

 

Liang Zhipeng, geboren 1985, hatte ursprünglich nicht vor, Künstler zu werden. Er wuchs in einer Ingenieur-Familie auf, beendete selbst ein Ingenieurstudium und suchte in der akademischen Welt in Deutschland nach Herausforderungen.

In seinen späten 20ern geht ihm die Frage nicht aus dem Sinn: »Warum machst du, was du tust?« Als er sich deren Beantwortung näherte, bewarb er sich an einer Kunstschule und stellte während seiner Zeit an der UdK Berlin fest, dass all die früheren Erfahrungen, Fragen und Katastrophen ein Netz des Verstehens bildeten. Er wusste viel besser, dass er eigentlich nichts wusste.

Er studierte beim Pionier der kinetischen Bildhauerei und Gründer von ART + COM Prof. Joachim Sauter sowie bei Prof. Alberto de Campo, Professor für Generative Kunst/Computational Art, schließlich beendete seine Ausbildung mit einem zweijährigen Studium und einjähriger Tätigkeit im Atelier von Prof. Ai Weiwei in Berlin.


Wohl wissend, dass diese etablierten Künstler viele beunruhigende Fragen im Kopf haben, fühlt Liang Zhipeng sich ermutigt, mehr Fragen zu stellen und keine Angst zu haben, die Antworten zu suchen.

Liangs Arbeiten sind sehr vielfältig, wenn man Material und Methode betrachtet. Er wählt verschiedene künstlerische Sprachen, je nachdem, was er sagen will. Das spiegelt das einzigartige Stück Freiheit wider, das er während seiner zehn Jahre als ausländischer Student und Migrant erworben hat.
Wenn man seine Werke durchschaut, tut sich ein breitgefächertes Bild einer Welt auf, die er erlebt – und ein tiefes Gefühl von Menschlichkeit.

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