Neu in der Sammlung: »Turtle & Sputnik« von Philipp Valenta


Das großformatige druckgrafische Paar des in Hildesheim lebenden Künstlers gehört zu den Neuzugängen im Bestand der Sammlung Haupt. 
Was auffällt, ist die auf ein Höchstmaß an Klarheit und Abstraktion gerichtete Einheit von Inhalt und Form: abstrakte Zeichenhaftigkeit, visualisiert in unbestechlich farbdeckenden Binnenflächigkeit des Siebdrucks auf edlem Karton. Zugleich reflektiert die zweiteilige Arbeit den Vormarsch des Zeichens, eingebettet in die stetig zunehmende Bedeutung der Digitalisierung – und zugleich Wandel und Werteverfall, die ebenfalls in diese rasante, uns alle betreffende Entwicklung implementiert sind.

In einem Künstlergespräch zur Ausstellung »Abgelehnt aus Bonitätsgründen« 2016 in Dresden von Friederike Sigler auf den Umstand angesprochen, dass die beiden abstrakten Blätter einen eher verschlüsselten, sich nicht sofort erschließenden Zugang zur Geldkunst-Thematik präsentieren, erläutert Valenta:

»(…) Man sieht hier das internationale Währungsplatzhaltersymbol oder »Currency-Zeichen« – manche kennen es vielleicht von früher von der Mac-Tastatur, es ist auch nach wie vor im ASCII-Zeichensatz enthalten. Soweit mir gesagt wurde, war das Symbol dafür eingesetzt worden, in der Anfangszeit Kommunikationsprobleme zwischen Computer, Textverarbeitung und Drucker zu überbrücken, das heißt wenn ein exotisches Währungssymbol im Text vorkam und der Drucker dieses nicht verarbeiten konnte, wurde generisch das Platzhaltersymbol eingesetzt und gedruckt. Das hatte natürlich zur Folge, dass die Zahlen vollkommen frei im Raum schwebten und sich nur noch maximal durch den Zusammenhang erschlossen – was das Zeichen an sich recht nutzlos macht, in Anbetracht einer Branche, die so sehr nach Genauigkeit strebt wie die Finanzwelt. Es hat zwei fast offizielle Spitznamen: Turtle und Sputnik, die dann auch namens- und farbgebend wurden.«

Valenta, geboren 1987 in Hattingen, studierte von 2007 – 2012 Freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar (Diplom bei Prof. Norbert Hinterberger und Prof. Elfi Fröhlich). 2014 – 2017 schlossen sich das Masterstudium Metallgestaltung an der HAWK Hildesheim bei Prof. Georg Dobler und 2014 ein Gastsemester in der Klasse Löbbert, Kunstakademie Münster, an [ausführliche künstlerische Biografie mit Ausstellungs- und Projektverzeichnis im PDF].

Valenta: »Ich beschäftige mich in meinem künstlerischen Werk mit Verhältnismäßigkeiten und Wertschöpfungsprozessen. Definitionen von Luxus, Exklusivität und edlen Gütern sowie Ihre Hinterfragung sind Ankerpunkte meiner Arbeit.
Medienübergreifend bearbeite ich, zumeist konzeptuell, in den Bereichen Graphik, Performance, Videokunst und Objekt/Installation Fragestellungen, deren Inhalte vorwiegend aus Finanzwelt, Wirtschaft, Adel und Mode kommen – die Untersuchung gesellschaftlicher Felder, die meist mit dem Nimbus des Edlen, Teuren oder auch Oberflächlichen belegt sind, ermöglichen einen Blick auf aktuelle Definitionen von Werten und die Problematik ihrer Verteilung.«

Weiterlesen im ausführlichen PDF

Website des Künstlers mit zahlreichen Werkabbildungen:

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